"Dublin, eine Stunde vor Mitternacht. Die strahlend helle Scheibe des Mondes hängt satt über einer Stadt, die noch nicht schlafen kann. Aus dem Fenster des kleinen Hotelzimmers fällt der Blick auf trist-graue Wohnhausfassaden und karges Großstadtleben. Aus dem Nebenzimmer dringt leise Musik; Christy Moore's sanfte Stimme erzählt vom "Ordinary Man", der seine Arbeit in der Fabrik verloren hat, und von Auswanderern nach Amerika, die sich abends zu den Hügeln und Bergen von Donegal zurückträumen. Melodien voller Sehnsucht und Melancholie, die sich wie eine Decke über das Grau von Dublins Hinterhöfen legen."
Auf der Suche nach Stille und Zeit lernte ein RADL-Team die charaktervolle Insel Irland kennen.
Eine Reportage mit Fotos von Michaela Rappold und Udo Staleker
"Yeah, two sailings a day", gähnt der alte Herran der Schranke neben dem Ticket Office des walisischen Fährhafens Fishguard, "one at three in the morning, and another one at three in the afternoon."
Bevor ich ein zweites Mal blöde "Beg your pardon" stammeln kann, zupft mich Doris am Ärmel und deutet auf den Reiseführer unter ihrem Arm. O.K., ich hab's kapiert: Weil in dem Bummelzug vom londoner Paddington Station nach Fishguard eine gewisse Miss Marple sitzt und weil diese auf der Fahrt natürlich noch diverse Morde aufklären muß, die Fähre jedoch britisch korrekt auf den Zug zu warten hat, sollen wir um drei Uhr morgens zur See fahren. Nun denn - dann muß "Emerald Island" eben noch einen Tag warten." (...)
Mit den köstlichen irischen Spezialitäten tröstete sich TF-Autor Udo Staleker über so manchen Regentag hinweg.
Fotos: Doris Maisch und Udo Staleker