Wir haben uns eine kleine Auszeit in Patara verordnet. Mustafa hat sein Versprechen wahrgemacht und die Kunden seiner Pension "St. Nicholas" und seines Hotels "Delfin" zu einer Bootstour in die zauberhafte Welt der Buchten und Inseln rund um Kekova - touristisch aufreißerisch auch "Sunken City" genannt - eingeladen. In einem VW-Bus geht es zunächst über "britisch" Kalkan nach Kaş und dann weiter in den Hafen von Üçaǧız. Hier wartet ein kleines Ausflugsboot mit Sonnendeck und kurze Zeit später tuckern wir in einen kurzweiligen Tag auf See hinein.
Die Buchten und Inselwelt rund um das durch ein Erdbeben unter den Wasserspiegel gerutschte antike Kekova sind wunderschön. Mehrfach hält das Boot zu Badeaufenthalten und wir schwimmen im badewannenwarmen Meer. Mustafa hat seinen Gästen Meeresschildkröten versprochen und tatsächlich ertönt mehrfach ein aufgeregtes "Turtles, turtles", wenn die bis zu einem Meter messenden behäbigen Caretta-Meeresschildkröten ihren Kopf in direkter Nähe der Badenden aus dem Wasser recken. Mit unseren Schwimmbrillen können wir einige Male sogar Unterwasserbeobachtungen machen, was meiner grundsätzlichen Skepsis dieser Art des touristischen Amüsements allerdings neue Nahrung verschafft. Wir bleiben in den Buchten selten lange allein, denn inzwischen gibt es nicht Dutzende, sondern Hunderte von Bootsanbietern an der lykischen Küste und ALLE wollen ihren Gästen ein "Turtle Event" bieten. Wenn man mal unter Wasser taucht und sich anhört, wie ein dröhnender Schiffsdiesel klingt und wenn man sich darüber hinaus vorstellt, dass die Boote nicht mit Salatöl fahren und schon gar nicht alle lupenrein gewartet werden und wenn man dann an Bord beobachtet, dass sich alle Schwimmer zunächst mal ganzkörperlich mit Sonnenschutzmitteln einseifen, dann ist der Schildkrötentourismus zu Wasser unterm Strich keine Ferienromantik, sondern schlichtweg eine irnorante Umweltsünde.
Nun gut - auch wir machen bei dem Spektakel mit und finden den Tag sehr erholsam. Die Crew serviert an Bord Çay, mittags gegrilltes Hühnchenfleisch mit einem leckeren Meze- und Gemüsebüfett und am Nachmittag nochmals Tee mit Melone. Die Stimmung ist völlig entspannt und man lernt interessante Leute kennen. Die eineinhalb Stunden zur Erkundung des einst griechischen Fischerdorfes Simena mit einer über dem Ort thronenden mittelalterlichen Burg sind zwar etwas knapp bemessen, aber was will man denn noch in einen einzigen Tag hineinstopfen. Die Ausflugsboote haben übrigens oft Glasböden, so dass man beim Überfahren der antiken Mauerreste Kekovas einen recht anschaulichen Eindruck von der antiken Siedlung erhält.
Insgesamt ist so ein Küstentrip mit einem kleinen Boot auch für Kinder ein tolles Erlebnis. Vielleicht kommt ja eines Tages jemand auf die glorreiche Idee, die Bootsflotte auf Elektroboote umzurüsten, wofür die Carettas sicherlich dankbar wären. Wer das allerdings bezahlen soll, weiß nur der türkische Allah - und der lässt seine Kinder gewähren, ohne ihnen Regeln und Gesetze zu diktieren.
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