Türkei-Reise, Teil 5: Von Knidos zu den Schildkröten nach Dalyan

Dorfszene oberhalb von Mesudiye im äußersten Westen der Resadiye-Halbinsel
Dorfszene oberhalb von Mesudiye im äußersten Westen der Resadiye-Halbinsel
Frühstück im "Hoppala-Garden"
Frühstück im "Hoppala-Garden"
Mandeln klopfen nach der Ernte
Mandeln klopfen nach der Ernte

Es ist schön im "Hoppala-Garden" von Sevgin und Salih, also wird es mal später Vormittag, bis wir loskommen. In den einfachen Dörfern an der Serpentinenstraße nach Mesudiye lassen sich noch typische Szenen beobachten, die das harte und ertragsarme Alltagsleben der Menschen in diesem entlegenen Teil der Resadiye-Halbinsel repräsentieren. So werden zum Beispiel nach der Mandelernte die Früchte zunächst einmal von ihrem Fruchtfleisch befreit. Anschließend muss die harte Fruchtschale mühevoll mit einem Hammer aufgeklopft werden, um an den essbaren Mandelkern zu gelangen. Eine zeitaufwendige, harte Arbeit, die - gemessen am bundesdeutschen Marktpreis für Mandeln - in keiner Weise gebührend entlohnt wird. Wir haben in Kas für eine gut gefüllte Tüte eisgekühlter(!) Mandeln am Karren der Strandverkäufer 10 TL bezahlt; das entspricht in etwa 3,50 Euro. Und nun vergleichen wir mal, was bei uns in Deutschland ca. 200 Gramm geschälte Mandeln kosten. Und wieviele Zwischenhändler wollen dabei unterwegs noch mitverdienen...?

Resadiye-Charme: Blick zurück auf Mesudiye
Resadiye-Charme: Blick zurück auf Mesudiye

Mit einem warmen Wind im Rücken bummeln wir zurück Richtung Marmaris, genießen ausgiebig den rauhen Charme beider Küstenstreifen und beschließen am frühen Nachmittag, noch für ein, zwei Stunden die Bozburun-Halbinsel im Süden der Hafenstadt zu erkunden. 

 

Eine gute Entscheidung, denn schlagartig ändern sich auf wenigen Kilometern sowohl das Landschaftsbild wie auch die Stimmung in den kleinen Küstenorten. Früher galt die Bozburun durchaus als entlegener Geheimtipp, um Ruhe vor dem hektischen Getriebe in Marmaris zu finden.

 

Heute tummeln sich Marmaris-Tagesausflügler und Segler aller Nationen in Orhaniye, Turgut, Turunc und Icmeler. Besonders die malerisch gelegene, allmählich verlandende Bucht von Orhaniye ist zum Zentrum eines Bienenschwarms geworden: Jeep-Safari-Touren mit grölenden, erlebnishungrigen Touristen röhren im Konvoi über die Halbinsel und geben den Einheimischen in den Dörfern bestimmt das gute Gefühl, als exotische Wesen einer anderen Welt betrachtet und wertgeschätzt zu werden...

 


Einfache Dörfer schmücken die Resadiye-Halbinsel
Einfache Dörfer schmücken die Resadiye-Halbinsel
Exklusiver Yachthafen auf der Bozburun-Halbinsel
Exklusiver Yachthafen auf der Bozburun-Halbinsel
Malerische Bucht von Orhaniye
Malerische Bucht von Orhaniye

Ab Bozburun ist der Spuk dann vorüber und die als One-Way über Taslica in die Serce-Limani-Bucht führende Straße schwingt durch dichte Pinienwälder, geht dann allmählich in karges Felsland über und überrascht immer wieder mit schönen Ausblicken auf die Sömbeki-Bucht und die vorgelagerte griechische Insel Simí. Es ist schon nach 5 Uhr nachmittags, als wir uns von der Halbinsel wieder lösen.

Ritt durchs Hinterland auf der 400er Landstraße nach Dalyan. An dem fruchtbaren Schwemmland rund um den Köycegiz Gölü haben außer den Bauern noch eine weitere Spezies große Freude: Moskitos. Die Fahrt nach Dalyan wird zu einem Sauna-Bad und als wir endlich durch die Straßen der Stadt rollen, scheinen alle zu "spinnen". Junge, ist hier am Abend was los. Die Stadt scheint völlig überlaufen zu sein und steht offensichtlich unter britischer "Verwaltung". Wir finden den Weg zu den Bootsanlegern unten am Fluss direkt gegenüber den lykischen Felsengräbern und haben wieder einmal großes Glück: Das Teczan-Hotel hat noch ein einziges Zimmer frei, im 1. Stock mit Panorama-Blick auf den flussartigen Zulauf des Köycegiz-Sees. Am Abend sitzen wir auf dem Balkon, genießen die leichte Abkühlung durch einen lauen Wind und beobachten den unaufhörlichen Pendelverkehr der kleinen Ausflugsboote, die Touristen durch das Dalyan-Delta hinaus an den vorgelagerten Iztuzu-Strand transportieren, an dem die Caretta-caretta Meeresschildkröten nächtens ihre Eier in den noch warmen Sand graben.

Das Flussdelta gilt als Naturparadies, ist die Heimat von gut 150 verschiedenen Vogelarten, darunter Exoten wie Adlern, Eisvögeln, Kormoranen und den ansonsten an der türkischen Südküste nur selten anzutreffenden Pelikanen. Die Tiere schätzen natürlich das hohe Interesse an ihren Brutplätzen und fühlen sich unter der  besorgten Aufsicht der täglichen Besucherscharen besonders sicher und wohl. Für den artgerechten Umgang mit den Meeresschildkröten nehmen besonders verantwortungsbewusste Bootskapitäne sogar die Mühe auf sich, in der hereinbrechenden Dunkelheit zum Iztuzu-Strand aufzubrechen, um die Carettas auf ihrem beschwerlichen Weg vom offenen Meer zum Strand zu begleiten und ihnen dann intensiv bei der Eiablage beizuwohnen. Mit abgedunkelten Booten, versteht sich, und am Strand wird auch nur mit Taschenlampen herumgefuchtelt, denn wir haben ja gelernt, dass sich die Tiere nach der Eiablage an Mondlichtkegeln auf dem flachen Meer orientieren, um wieder ins Wasser zu finden. Da kann man doch mit modernen LED-Lampen ruhig ein wenig assistieren - die Bootsbetreiber verstehen deshalb auch absolut nicht, wie man sich darüber aufregen kann. 

Wir regen uns nicht weiter auf, sondern verzichten ganz einfach auf die Caretta-Tour. Mit dem kleinen Verdienstausfall werden wir sicherlich nichts bewegen, aber den abendlichen Blick auf die sich allmählich rotbraun verfärbenden Felsengräber gegenüber können wir mit einem geringfügig besseren Gewissen genießen...

Ausflugsboote unterhalb der lykischen Felsengräber von Dalyan
Ausflugsboote unterhalb der lykischen Felsengräber von Dalyan
Lykische Felsengräber von Dalyan
Lykische Felsengräber von Dalyan
Dalyan: Abendstimmung unterhalb der illuminierten lykischen Felsengräber
Dalyan: Abendstimmung unterhalb der illuminierten lykischen Felsengräber

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Kommentare: 1
  • #1

    Irmgard (Dienstag, 26 August 2014 20:10)

    Liebe Stalekers,
    mal wieder beeindruckende Bilder. Hab' eben eure Reiseroute via Google Earth verfolgt, da habt ihr ganz schön Kilometer heruntergespult. Packen das die Reifen? Falls ihr noch am Schwitzen seid, in Hohenlohe herrschen sehr bescheidene Temperaturen. Auf Wiedersehen in knapp 3 Wochen, allzeit gute Fahrt.
    Irmgard

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